Das Wichtigste zur oralen Sedierung
Die Orale Sedierung ist eine der neusten Methoden zur Reduzierung von Ängstlichkeit und Anspannung bei zahnärztlichen Behandlungen. Neue Entwicklungen in der Pharmakologie haben orale Präparate möglich gemacht, die einerseits eine tiefe Entspannung und andererseits einen hohen Grad an Sicherheit bieten.
Die Handhabung ist denkbar einfach: Lediglich eine Stunde vor der zahnärztlichen Behandlung muss der Patient das orale Sedativum in Form einer Tablette einnehmen. Da die Wirkung oraler Sedativa länger anhält, müssen Patienten nach der Behandlung von einer Begleitperson abgeholt werden.
Die Vorteile:
- Führt zu tiefer Entspannung und Angstreduktion
- Stärkere Sedierung als bei der Lachgassedierung
- Die meisten Patienten haben keine Erinnerung an die Zahnbehandlung
- Kostengünstigste Form der dentalen Sedierung
Orale Sedativa in der zahnärztlichen Praxis
Das populärste nicht-titrierbare Sedierungsverfahren in der Zahnmedizin ist die orale Sedierung. Sie gilt als sicher, praktisch, kostengünstig und schmerzlos, sofern die Einhaltung der fachlichen Standards durch eine qualifizierende Weiterbildung des Zahnarztes sichergestellt ist. Die Einnahme von Tabletten ist für die meisten Patienten kein Problem. Wichtig ist, dass der Zahnarzt die Kompetenz besitzt, eine geeignete Dosis zu verschreiben und das richtige Zeitfenster zwischen Einnahme und Behandlung zu berechnen.
Einschränkend muss allerdings festgestellt werden, dass die Dosis anhand von pharmakologischen Dosisfindungsstudien ermittelt werden muss und mit einer gewissen interindividuellen Streubreite zu rechnen ist. Dem Zahnarzt muss bewusst sein, dass aufgrund der Methodenschwäche nicht alle Patienten von der oralen Sedierung profitieren können. Obwohl eine deutliche Mehrheit mit geringer oder moderater Angst von der oralen Sedierung profitiert, müssen vereinzelt Patienten einer tiefen i.v. Sedierung, der Kombination von Lachgas und oraler Sedierung, oder einer Vollnarkose zugeführt werden.
Bei der oralen Sedierung ist die Wirkung nach Gabe des Pharmakons unbeeinflussbar. Eine Vorhersage, ob der Patient eine Anxiolyse hat oder nicht, kann ebenso wenig getroffen werden wie über die Wahrscheinlichkeit, dass der Patient in eine tiefe Sedierung hineinrutscht. Die Dosierung oraler Sedativa ist keine genaue Wissenschaft, jedoch muss festgestellt werden, dass bei den meisten Patienten die gewünschte Wirkung erzielt wird und unerwartete Nebenwirkungen äußerst selten sind. Ebenso sind schwerwiegende Komplikationen, die bei einer Sedierung vornehmlich die Atmung betreffen und immer befürchtet werden müssen, bei der oralen Sedierung quasi nicht dokumentiert [13]. Trotzdem sollte dem Behandler klar sein, dass die optimale Sedierungstiefe im Bereich 3 auf der University of Michigan Sedation Scale (UMSS) liegen sollte und keinesfalls darüber (Tab. 2).
Der Zahnarzt benötigt spezielle pharmakologische Kenntnisse über die eingesetzten Sedativa. Wirkung, Nebenwirkungen, Arzneimittelinteraktionen, Kontraindikationen und Dosierungsrichtlinien müssen im Detail als aktives Wissen zur Verfügung stehen. Speziell ausgebildetes Personal oder eine teure apparative Ausstattung ist hingegen nicht erforderlich. Bei jeder Verabreichung von Sedativa muss mit Komplikationen gerechnet werden, aber die orale Einnahme birgt typischerweise geringere Gefahren als die intravenöse Gabe, insbesondere im Hinblick auf eine Atemdepression. Allergische Reaktionen sind möglich, und es gibt Berichte über letale Verläufe bei der Einnahme von Sedativa in suizidaler Absicht [20].
Den Vorteilen der oralen Sedierung stehen einige Nachteile gegenüber. Eine Latenzphase zwischen Einnahme und Wirkung muss eingehalten werden und erfordert eine entsprechende Planung im Behandlungsablauf. Die Medikamente sind nicht titrierbar, so dass eine bedarfsgerechte Anpassung der Sedierungstiefe, wie zum Beispiel bei der Lachgasapplikation, nicht ohne Weiteres möglich ist. Der Zahnarzt muss sich auf die Patientencompliance verlassen bzw. durch Informationsgespräche die korrekte Einnahme sicherstellen [10]. Orale Sedativa haben eine längere Wirkdauer als die meisten zahnärztlichen Eingriffe, so dass eine gewisse Erholungsphase im Anschluss an die Behandlung unvermeidlich ist. Patienten sind nach der Behandlung nicht verkehrstüchtig und dürfen nicht alleine entlassen werden [23], [17].
(Literaturangaben auf Anfrage erhältlich)
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